Ich war diese Woche ein paar Tage in Meiringen, einem Flugplatz der Schweizer Luftwaffe. Aus Sicht eines Fotografen geht es nicht besser: eine wunderschöne Bergkulisse, tolle Flugzeuge (F-18 Hornet, F-5 Tiger II) und man kommt unheimlich nah ran, kein Zaun ist höher als Brusthöhe. Außerdem rollen die Flugzeuge auf vom Hangar zur Bahn über eine Strasse, die per Schranke abgesperrt wird; die F-18 sind zum Greifen nahe. Es gibt bestimmt 10 verschiedene Locations für Fotos. Diese Woche war der jährliche Wiederholungskurs, eine Art „Fluglager“ wo Hauptamtliche und Miliz gemeinsam trainieren. Jeden Tag wurden im Schnitt 6 Missionen à 10 Flugzeuge geflogen. Also auch aus dieser Perspektive gab es genug zu fotografieren. Eine Porter, ne PC-9 und ne PC-21 kamen auch mal vorbei.
Meiringen ist auch noch in anderer Hinsicht besonders: die F-18 wohnen nicht in regulären Hangars, sondern in Kavernen in den Bergen südlich des Platzes. Wartung, Reparatur und Vorflugcheck passieren „im Berg“. Innerhalb weniger Minuten werden bis zu sechs Flugzeuge herausgeschleppt und die Triebwerke angelassen. Sie rollen über den strassenquerenden Rollweg zur Startbahn und sind dann ruck-zuck in der Luft. Es gibt auch einen „Kriegstower“, einen zweiten Tower der in die Felsen gebaut ist, sowie kleine „Almhütten“ rund um den Flugplatz die in Wirklichkeit getarnte Schießstände sind. All das ist im Zusammenhang mit dem Reduit zu sehen, also der Strategie der Schweiz sich im Verteidigungsfall ins zentrale Bergland zurückzuziehen und sich dort zu verschanzen.
Der Flugplatz ist natürlich nicht ganz unumstritten, vor allem aufgrund des Lärms. Eine F-18 mit Nachbrenner die im (hallenden) Tal startet ist schon echt laut. Wie Deutschland auch arbeitet die Schweiz derzeit an der Nachfolge für ihre Kampfflugzeuge. Unter anderem wurden bisher die F-35, die F-18 E/F, der Eurofighter, die Rafale und die Gripen evaluiert. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen; sie sind sogar nochmal einen Schritt zurückgegangen, denn in den nächsten Wochen steht ein Volksentscheid an, ob man überhaupt neue Flugzeuge kaufen soll. Man hört dass die Entscheidung aktuell so 50/50 steht.
Vermutlich auch deshalb sind die Militärs sehr freundlich. Da der Flugplatz quasi aus mehreren „verbotenen Inseln“ besteht die durch frei zugängliche Strassen verbunden sind, begegnet man denen ständig. Man kann auch mal nen Pilot auf der Strasse ansprechen oder zum Mittagessen am Nachbartisch im öffentlichen Café sitzen. Man begegnet auch regelmäßig der Militärpolizei, wenn sie einen der vielen Spotter mal wieder darauf hinweist, dass er an einer verbotenen Stelle parkt. Nicht so freundlich sind allerdings einige der Bauern: uns hat einer mal wild gestikulierend und laut fluchend von einer (nicht seiner!) Wiese verjagt: „Und Eure scheiß Flieger könnt’r glei mitnemma!“
Also wenn ihr mal 30 m neben dem Nachbrenner einer startenden F-18 stehen wollt (Ohrstöpsel!) oder 10 m unter dem Gleitpfad bei der Landung, schaut mal nen Tag in Meiringen vorbei, die Belegung des Flugplatzes ist öffentlich einsehbar.