Unser UL Flugschüler Lars Graap ist vor ein paar Tagen alleine geflogen. Herzlichen Glückwunsch zu diesem Meilenstein der Fliegerkarriere 🙂 Er hat freundlicherweise auch einen kleinen Text geschrieben, wie es sich anfühlte, und wie er zum fliegen kam. Here you go:
Bereits als Jugendlicher begeisterte mich die Fliegerei. Am Computer flog ich zum Spaß mit allen möglichen Mustern und träumte davon Pilot zu werden. Nachdem ich jedoch beruflich doch einen anderen Werdegang einschlug und in der IT hängen blieb, rückte der Traum vom Fliegen für eine Zeit etwas in den Hintergrund.
Irgendwann hörte ich dann von Ultraleichtflugzeugen und informierte mich, was sich dahinter verbirgt. Als mir klar wurde, dass es sich dabei um vollwertige Flugzeuge und nicht um mit Stoff bespannte Drahtgestelle handelt, wurde ich neugierig und wollte es erleben. An den ersten Schnupperflug auf dem Messelberg kann ich mich noch gut erinnern, ich folg noch mit der gelben FK-14 und war begeistert.
Die Begeisterung war groß, allerdings aus mir nicht mehr nachvollziehbaren Gründen nicht groß genug, direkt mit der Ausbildung zu starten. Immer wieder war ich auf irgendeinem Platz und schnupperte immer wieder die Fliegerluft, bis ich mich dann bei einem Schnupperkurs auf dem Messelberg im Jahr 2022 entschloss, nun endlich zu starten – wenn nicht jetzt wann dann!? Ich meldete mich direkt am Wochenende noch an und begann kurz danach mit der Ausbildung.
Auch die ersten Flüge waren überwältigend, schon alleine der Unterschied zwischen Schnupper-Teilnehmer, der in der Luft mal ein wenig lenken darf, bis hin zum Flugschüler der von Anfang an richtig ranklotzen muss. Aber spätestens nach der ersten richtigen Flugstunde, in der ich schon richtig viel machen durfte, hätte ich die Ausbildung unterschrieben.
Die ersten Rollbewegungen waren schon die erste Umstellung… Mit der Hand Gas geben und bremsen und mit den Füßen lenken – wie kann man sich daran gewöhnen? Der Umstieg zwischen Flugzeug und Auto war jedes Mal eine Überraschung 🙂 Doch man gewöhnt sich recht schnell daran.
Der Fliegervirus hatte mich endgültig infiziert und ich freute mich über jede Gelegenheit im Flieger zu sitzen. Jede Möglichkeit wurde genutzt, wenn das Wetter passte. A propos Wetter: das nimmt man auf ein Mal ganz anders wahr. Man achtet viel mehr auf Temperaturen, Wind und Wolken. Man fängt an zu vergleichen und überlegt sich bei jeder Wetteränderung, ob man jetzt fliegen könnte.
Im Winter war dann leider viel Zeit, in der das Wetter nicht so wollte wie ich. Um aber das Beste daraus zu machen, brachte ich die Theorie in einem Crash-Kurs innerhalb von 6 Tagen hinter mich. Die folgende Prüfung bereitete mir viel Kopfzerbrechen, ich habe sie aber Anfang Mai erfolgreich abgeschlossen.
So langsam aber sicher überlegte ich mir was nun als nächstes kommt. Ich flog etliche Platzrunden, übte das Starten und Landen und konnte die Fortschritte sehen. Auch die Begeisterung wurde nicht weniger, sondern immer größer. Schlussendlich steckte ich mir für dieses Jahr das Ziel, den ersten Alleinflug zu absolvieren. Die Fluglehrer Joschi und Günne meinten, dass wir das gut schaffen.
Nachdem ich gut 100 Starts und Landungen hinter mir hatte, trainierte ich zwei Abende hintereinander ziemlich intensiv mit Günne das Landen. Viele Landungen, die auf Asphalt begannen, endeten auf Gras oder dann doch wieder auf Asphalt. Aber der Fortschritt, den ich bei jeder Landung spürte, motivierte mich noch mehr. Irgendwann stellte ich dann fest, dass Günne bei einer Landung gar keine Hand mehr am Steuerknüppel hatte und total entspannt neben mir saß. Zuerst war ich geschockt, merkte dann aber, dass das Vertrauen wohl so groß war, dass ich das kann und er nicht mehr eingreifen muss. Schock wurde zu ein bisschen Stolz! Wir legten dann noch eine weitere Stunde ein, in der wir den Langsamflug, sowie Starten und Landen mit verschiedenen Klappenstufen übten und zum Schluss landeten wir noch mit stillgelegtem Treibwerk – das war auch ein geniales Erlebnis.
Beim nächsten Platzrunden-Training sagte er dann, dass wir noch einen Start und anschließend eine Pause machen. Das hatte er so noch nie gesagt und ich ahnte bereits, was mir nun blüht. Dieser eine Start und auch die Landung waren jedoch so schlecht, weil der Wind schlagartig so zugenommen hatte, dass wir bei der Pause dann auch komplett abgestellt hatten. Wir vereinbarten, dass wir uns am nächsten Tag nochmals treffen, wenn das Wetter besser wird.
Tatsächlich entdeckte ich am Tag darauf ein Zeitfenster zwischen 18 und 20 Uhr, in dem die Sonne hinter den Wolken vorkommen sollte und der Wind mit heftigen Böen aufhören sollte. Wir verabredeten uns.
Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits überzeugt, dass mir der erste Alleinflug blüht, wenn das Wetter mitspielt. Ich war schon den ganzen Tag innerlich nervös. Am Platz drehten wir dann 5 Platzrunden und Günne kündigte wieder diese ominöse Pause an …
Als das Flugzeug in der Parkposition stand, öffneten wir die Haube und Günne meinte ich solle besser gleich sitzen bleiben und gar nicht aussteigen. Mir war klar, dass ich nun auf mich allein gestellt war. Nach ein paar abschließenden Infos schloss ich die Haube, startete den Flieger und holte mir beim Fluglehrer Günne per Funk die Rollinformationen. Ich rollte konzentriert zur 27, checkte alles und atmete nochmals tief durch. Mein persönlicher „Flugleiter“ informierte mich, dass die Piste frei ist; ich bestätigte und rollte auf die Bahn. Es war schon ein merkwürdiges Gefühl so ganz alleine im Cockpit, aber es war auch echt geil! Die erste Platzrunde verlief super, die Landung fühlte sich gut an und den ersten Freudenschrei im Cockpit und am Funk konnte ich mir auch nicht verkneifen. Günne schickte mich noch zwei weitere Runden in die Luft und auch diese verliefen super. Nach der dritten Platzrunde durfte ich dann vor die Halle rollen und aussteigen.
Nachdem der Flieger geparkt und abgestellt war, öffnete ich die Kabinenhaube. Erst nach und nach wurde mir bewusst, welchen fliegerischen Schritt ich nun hinter mir habe – meine erster Solo-Flug – ein unvergessliches Erlebnis!
Nun geht’s es als nächstes zu den Überlandflügen und die Umgebung erkunden, andere Plätze anfliegen und das gelernte zu vertiefen. Ich freue mich drauf.
Fortsetzung folgt…
Aber bereits jetzt möchte ich mich natürlich bei meinen beiden Fluglehrern Joschi und Günne ganz herzlich bedanken. Ihr opfert eure freie Zeit, um mir das Fliegen beizubringen. Hut ab, vielen herzlichen Dank dafür!!!