Im Jahr 2019 hatte eine Gruppe Motorflugpiloten der Fliegergruppe Donzdorf am Himmelfahrts-Wochenende die Halbinsel Quiberon und die bretonischen Insel Belle-Île-en-Mer besucht. Wir, zwei Teilnehmer aus dieser Gruppe, hatten dabei den Plan geschmiedet, irgendwann auch mal auf die nördlicher liegenden Kanalinseln zu fliegen. Diesen Plan haben wir leider sehr lange herausgeschoben – auch wegen der Pandemie.

Im Jahr 2024 hat es jetzt endlich geklappt. Pfingstmontag brachen wir mit der Piper PA-28 des Vereins Richtung Westen auf. Es hatte sich eine vorteilhafte Wetterlage mit Ostwind ergeben, die genutzt werden musste. Es zeigte sich, dass bei richtiger Wahl der Flughöhe, ein erheblicher Gewinn an Geschwindigkeit über Grund erreicht werden konnte. Die vielen Flugbeschränkungsgebiete und militärischen Tiefflugzonen in Frankreich waren an dem Feiertag nicht aktiv und der Flugweg Richtung Nordwestküste Frankreich war trotz etwas Bewölkung in Flugfläche 65 machbar (6500 Fuß). Der lebhaften Ostwindes brachte uns auf der Flugroute von Ost nach West ca 20 Minuten Zeitersparnis. Eine wichtiges Detaul bei der Vorbereitung: zur Einreise ins Nicht-Schengen Land Guernsey mussten wir vorab ein Anmeldeformular mit Daten zu unserem Flug, der Crew, den Passagieren und deren Reisepassnummern senden.

Die erste Etappe der Route führte nördlich an der Kontrollzone Stuttgart vorbei zum LBU VOR und KRH VOR. Von dort gings über Karlsruhe hinein nach Frankreich. Nach knapp drei Stunden erreichten wir den Flugplatz Beauvais (LFOB), der nördlich von Paris liegt. Dort konnten wir den Flieger an einer modernen Airport-Tankstelle mit Avgas befüllen. Die Bezahlung war direkt am Automat mit Karte möglich. Für die Bio-Pause und den Pilotenwechsel mussten wir zum General-Aviation-Parking rollen, wo uns ein Standplatz zugewiesen wurde. Da der Parkplatz direkt neben dem der Airliner war und gerade Passagiere in eine Maschine der Ryanair einstiegen, mussten wir im Flugzeug verbleiben, bis ein Mitarbeiter der Security zu uns kam. Nach Kontrolle mit einem Sensor und Abtasten durften wir ins Terminal.

Um 15:30 Ortszeit konnten wir dann mit vollen Tanks und angezogenen Schwimmwesten auf die letzte Etappe zu unserem Reiseziel gehen. Der Flug führte uns über Deauville in der Normandie an die berühmte Küste des D-Day mit Omaha Beach mit vielen Denkmählern vom Ende des zweiten Weltkrieges. Südlich Cherbourg überquerten wir das letzte Stück französisches Festland. Von dort ging es auf der vorgegebenen VFR – Route ca 10 Minuten übers Meer nach Guernsey (EGBJ). Die Lotsen von Jersey Approach und Guernsey Tower begrüßten uns mit britischer Höflichkeit. Nicht ganz so höflich verhielt sich der Wind am Flugplatz. Aber auf der breiten und langen Piste gelang die Landung trotz strammem und böigem Seitenwind recht gut. Die Handling Firma für allgemeine Luftfahrt hat unsere Piper übernommen, betankt und geparkt. Bei Ankunft hat weder Polizei noch Zoll auf uns gewartet um etwas zu kontrollieren. Wir konnten einfach zur Bushaltestelle gehen und in unser Hotel fahren.

Den darauffolgenden Tag nutzten wir um die wunderschöne Insel Guernsey zu besichtigen. Guernsey ist die zweitgrößte der britischen Kanalinseln. Die Kanalinseln sind weder Teil des Vereinigten Königreiches noch Kronkolonie, sondern als Kronbesitz direkt der britischen Krone unterstellt. Mit weiteren Inseln bildet sie das Bailiwick of Guernsey. Die Insel ist ein bedeutendes Touristenziel für Natur- und Vogelliebhaber. Sie hat wegen des Einflusses des Golfstroms und aufgrund ihrer geschützten Lage im Golf von Saint-Malo ein mildes, fast mediterranes Klima. Hier gedeihen neben Fuchsien und Guernseylilien (die Nationalblume der Insel) Zypressen, Bananenstauden und Palmen.

Da für Frankreich und Deutschland wieder eine Serie von Gewittern und Starkregen vorhergesagt war, beschlossen wir schon am Mittwoch die Rückreise zu beginnen. Wir planten den Rückflug mit Tankstopp auf halber Strecke diesmal südlich von Paris auf dem Platz Étampes (LFOX). Zuerst musste aber noch ein obligatorischer Zwischenstopp für die Einreise in Schengen erfolgen. Dazu wählten wir den Platz Dinard  (LFRD) in der Bucht von Saint Malo. Der Platz war nach 30 Minuten Flug übers Meer in Sicht. Auch hier hat sich niemand von Polizei oder Zoll blicken lassen. Somit konnten wir gleich nach Bezahlung der Landegebühr wieder los. Direkt auf unserem Kurs nach Westen lag, ganz in der Nähe, die Touristenattraktion Mont Saint Michel. Dieses beeindruckende Bauwerk auf einer großen Sandbank haben wir natürlich umrundet. Nach 1 Stunde 40 Minuten Flugzeit erreichten wir dann den kleinen Flugplatz Étampes, welchen wir als Tankstopp eingeplant hatten. Leider stellte sich dort heraus, dass die Tankstelle nicht mehr Kreditkartenzahlung unterstützt – sondern nur noch TOTAL Card. Am Platz haben wir im Hangar nur 2 Flugzugmechaniker angetroffen, die auch erstmal keinen Tipp für uns hatten. Da sie uns irgendwie helfen wollten, waren sie so freundlich und haben bei Bekannten und Freunden rumtelefoniert. Somit erhielten wir den Vorschlag, doch noch 10 Minuten nach Norden zu fliegen nach Toussus-de-Noble (LFPN). Das sei ein Platz, auf dem es alles gibt. Also in die Maschine sitzen und los. Aber Stop – erstmal Karte ansehen und Anflug planen. Der kurze Hüpfer nach LFPN sah doch etwas anspruchsvoll aus. Der Flugplatz liegt direkt unter dem, für Kleinflugzeuge gesperrten Luftraum Alpha von Paris, eingerahmt vom verkehrsreichen Luftraum der großen Flughäfen Orly und Le Bourget. Man darf den Flugplatz nur auf 1300 Fuss Höhe anfliegen und erhält dann Anweisungen für den Anflug auf eine der 2 parallelen Asphaltbahnen. Das Ganze nach gelungener Landung abgerundet durch eine umfangreiche Rollanweisung zum Abstellplatz, die man mitschreiben muss. Avgas gab es direkt aus dem Tanklaster mit Kreditkartenzahlung direkt am Fahrzeug. Nach diesen Flugetappen war es dann Zeit für Mittagessen. Nach einem kurzen Fußmarsch fanden wir am Rand des Flugplatz ein nettes Restaurant in dem wir uns stärken konnten. Gegen 17:40 Uhr brachen wir dann zur letzten Etappe unserer Heimreise auf. Zuerst führte unsere Route nach Süden und dann, mit Blick auf den Eifelturm im Norden, Richtung Osten unter dem Luftraum von Paris heraus. Danach war es ein Flug unter aufgetürmten Wolken bis südlich Straßburg und in schöner Abendstimmung weiter nach Donzdorf. Auf dem Rückflug war in Frankreich eine einzige Umleitung nötig, da ein militärischer Luftraum auf unserem Flugweg aktiv war. Wir wurden rechtzeitig von FIS darauf hingewiesen.

Es zeigte sich auch bei dieser Reise: Mit guter Vorbereitung kann man ganz Europa mit dem Kleinflugzeug bereisen. Unser Nachbarland Frankreich ist sehr gut mit Flugplätzen an vielen schönen Orten ausgestattet und man wird freundlich empfangen. Wir hoffen bald wieder zur nächsten Reise aufbrechen zu können.

Text/Bilder: Oliver Aschmann

Kategorien: Allgemein