Text und Bilder: Max Hansel
Anfang Mai war ich im Zuge einer Projektwoche meiner Hochschule für neun Tage auf Island. Noch bevor der offizielle Inhalt des Projekts feststand, stellte ich mir gemeinsam mit meinem Kollegen Felix, ebenfalls Segelflieger, die für uns entscheidenden Fragen: Gibt es dort Segelflugplätze – und kann man irgendwo mitfliegen?
Wie sich später herausstellte, waren wir nicht die Einzigen mit dieser Idee. Nach etwas Internetsuche (Google Übersetzer sei Dank) stießen wir auf den Flugplatz „Sandskeið“ nahe Reykjavík – inklusive Website und Kontaktadresse. Die Antwort auf unsere Anfrage kam schnell: Wir dürfen auf Island segelfliegen!
Auf der Insel angekommen, fiel uns sofort die wunderschöne, zerklüftete Landschaft auf. Unser erster Gedanke: „Eine Außenlandung hier wäre sportlich!“ In anderen Worten: „Unmöglich.“
Am Flugplatz trafen wir auf eine kleine Gruppe Menschen, die um eine ASK-21 versammelt waren. Nach einer kurzen Frage auf Englisch, wer hier Daniel sei, wurden wir prompt mit einem bayerischen „Servus“ begrüßt. In der Gruppe stand ein Pärchen mit einem Pullover des Segelflugvereins Bad Wörishofen. Sie waren auch gerade im Island-Urlaub und zufällig am selben Tag wie wir am Flugplatz. Ein schöner Beweis dafür, wie klein die Welt doch ist und dass sich Flieger immer an denselben Orten tummeln.
Vor dem Flug erklärte uns Daniel einiges zur Landschaft und zum Wetter. Die Thermik ist geografisch bedingt natürlich in der Regel nicht so stark wie bei uns in Deutschland. Im Sommer kann es jedoch gelegentlich auch 5-Meter-„Bärte“ geben. Durch den oft konstanten maritimen Wind eignet sich Island auch gut zum Hang- oder Wellenflug. Vorausgesetzt, man weiß genau, was man tut. Offensichtlich gibt es je nach Region wenig Außenlandemöglichkeiten. In unserem Fall läge die nächste Außenlandemöglichkeit etwa 15 Kilometer entfernt. Trotzdem sind Streckenflüge um die 300 Kilometer durchaus möglich. Laut Daniel liegt der isländische Rekord wohl bei etwa 500 Kilometern. Doch was bei der Sonneneinstrahlung ein Nachteil ist, ist bei der möglichen Flugdauer ein Vorteil. Die Insel liegt dicht unter dem Polarkreis, wodurch die Sonne im Sommer fast nicht untergeht. Es ist daher ganz normal, dass die isländischen Segelflieger unter der Woche nach der Arbeit noch zum Flugplatz fahren und bis Mitternacht fliegen. Gerade bei Wellen- oder Hangflugwetter kann man den Tag so optimal nutzen.
Den ersten Start durfte ich machen. Felix montierte noch schnell seine Insta360-Kamera im Cockpit, schließlich wollten wir auch ein paar schöne Aufnahmen machen. Wir starteten an der Winde und erreichten etwa 400 Meter Schlepphöhe. Leider befanden wir uns heute auf der Leeseite des Berges und mussten uns mit schwacher Thermik begnügen. Wenigstens konnten wir uns ein paar Minuten halten. Genug Zeit, um die schöne Aussicht zu genießen. Daniel meinte nur scherzhaft: „This is only the boring part of Iceland!“ Etwa acht Kilometer entfernt lag ein Geothermiekraftwerk. Doch das war leider zu weit entfernt. Sonst hätten wir dort vielleicht etwas wetterunabhängige Thermik erwischen können. So war der Flug leider nach 14 Minuten vorbei. Trotzdem ein wunderschönes Erlebnis. Felix hatte bei seinem Flug leider auch nicht viel Glück und musste nach elf Minuten landen.
Aber das Wichtigste haben wir erreicht: Wir sind auf Island geflogen! Beim nächsten Besuch sollte ich besser im Hochsommer wiederkommen. Dann könnten wir einen richtigen Überlandflug machen und die wirklich schönen Seiten Islands aus der Luft sehen. Unser Flugplatzbesuch endete mit einem schönen Erlebnis, Vorfreude aufs nächste Mal und mit neuen Kontakten.
Vielen Dank an Daniel für dieses unvergessliche Erlebnis!



