Text/Bilder: Carsten Nimbler

Um es gleich vorwegzunehmen: Unsere Urlaubsreise 2025 mit unserer alten Robin war eine der schönsten, die wir je unternommen haben. Das lag zum einen an den unkomplizierten Wetterbedingungen, aber letztendlich auch am Flugziel. Wobei das Flugziel bei uns in der Regel eher im Ungefähren liegt. Wir wollen grundsätzlich Richtung Süden. Das heißt erstmal über die Alpen. Und dann sehen wir weiter. In den letzten Jahren mussten wir unsere Route den Wetterbedingungen anpassen. Aber in diesem Jahr sieht es so aus, als ob wir unsere Standardstrecke über den Brenner fliegen können.

Für Mitte Juni ist es in diesem Jahr außergewöhnlich warm, so auch am Morgen unseres Abflugs. Wir sind schon um 8 Uhr am Platz. Allerdings hatten sich in der Nacht über den Alpen Gewitter entladen. Wolkenreste hängen noch in den Bergen. Unser Abflug wird sich verzögern bis unsere Route mit der Robin fliegbar ist.

Der Haken an der Sache: mit steigender Sonne steigen auch die Temperaturen. Und für eine 14-tägige Reise kommt schon ganz schön was an Gepäck zusammen, das meiste für den Hund.

Mit vollen Tanks kommen wir dem maximal erlaubten Abfluggewicht schon ganz schön nahe.

Deswegen fliegen mit der Restmenge in den Tanks erst mal nach Heubach, denn dort ist die Performance unkritisch. Dort dann volltanken, Flugplan aufgeben und nochmal das Wetter checken. Die Webcams helfen uns bei der Entscheidung. Es kann losgehen.

Unser erstes Ziel ist Venedig, eine gute Tagesetappe. Dort kennen wir die Infrastruktur, das ist ideal für den ersten Stopp. Der Flug über die Alpen ist Routine. Wobei ATC in Italien immer eine Herausforderung ist. Auch dieses Mal hat Padua Information einen Request an uns, umständlich vorgetragen und auf Grund von Hintergrundgeräuschen auch schwer zu verstehen. Wir müssen nachfragen. Dann wird klar: es soll ein IFR Traffic in Bolzano starten, der dem Talverlauf nach Süden Richtung Trento folgt. „Can you stay east of the valley?“ In 8000ft kein Problem.

In Venedig haben wir unsere bekannten Anlaufstellen. Ein bewährtes Hotel und das ein oder andere Restaurant. Die Stadt zieht uns immer wieder in ihren Bann. Wir bleiben aber nur eine Nacht, denn wir wollen weiter neues entdecken. Nachdem wir im letzten Jahr Elba besucht haben, entscheiden wir uns dieses Mal für Korsika.

Der Venediger Flugplatz San Niccolo auf dem Lido macht erst um 9 Uhr auf. Also noch Zeit für einen Cappuccino. Dort geben wir auch gleich einen Flugplan auf, denn es geht ja nach Frankreich. Am Flugplatz geht dann alles wieder reibungslos wie gewohnt.

Gepäck verstauen, Schwimmwesten an und los. 1000m Grasbahn auf Meereshöhe sorgen für ausreichend Leistung. Nach dem Start geht es erst einmal in 1500 Fuß entlang des Lido nach Chioggia. Dort dann Übergabe an Padua Information. Wobei eigentlich eher Padua Control, denn der Lotse ist für alle zuständig, auch die Airliner. 

Wir erbitten eine größere Flughöhe, aber es geht erstmal nur auf 3000ft. Dann die Übergabe an Bologna. ATC weiß natürlich, dass wir in 3000ft nicht über die Apenninen kommen und fragen uns nach unserer gewünschten Reiseflughöhe. Vorher wollen sie allerdings wissen was unser geplantes Routing ist. Wir müssen mit den An- und Abflügen koordiniert werden und auch der nächste Sektor muss informiert werden. Ganz nebenbei wird auch oftmals nach einem Estimate für einen bestimmten Wegpunkt gefragt. Dank Skydemon kein Problem

Interessant wird es, wenn man auf Request von ATC seine Route anpassen muss. Bologna informiert uns zum Beispiel, dass Firenze uns nicht im Norden der FIR akzeptieren kann, sondern nur im Südosten. “Can you proceed via Pontesievere”?  Pontewhat? Es ist keine Schande nochmals nachzufragen. Und Constanze ist schon am Suchen. E voila oder „Adesso“ wie der Italiener sagen würde. Gefunden.

Danach geht es direkt nach Marina de Campo auf Elba.

Ein Frequenzwechsel nach Roma und die Anweisung „Call me 5 Minutes before Moule.“ Der Einflugpunkt nach Frankreich.

Die Berge auf Korsika sind hoch. Teilweise liegt noch Schnee. Unsere geplante Route führt uns über Bastia VOR und dann den Norden über Pflichtmeldepunkte von Calvi. Danach im Westen der Insel Richtung Süden nach Ajacchio. Der Anflug ist unkompliziert, 2000ft ab NW, WISKEY, WA. Danach Runway Crossing abeam Tower. Left Downwind RWY20. Nach 02:54h sind wir in Ajaccio. Die Lotsin ist super freundlich und heisst uns auf Korsika willkommen.

Wir haben bewusst einen etwas größeren Flughafen gewählt, weil wir einen Leihwagen brauchen um die Insel zu erkunden. Ohne Handling geht auf Korsika übrigens nichts.

Rechtzeitig (48h) über MyHandlingApp beantragt kommt die Bestätigung über Casavia Handling prompt. Und die Kosten für Handling, Lande- / Abstellgebühren sind fair.

Mein französischer Freund Olivier sagt immer die Korsen seien keine Franzosen sondern Piraten und ich solle mich vor dem Käse in Acht nehmen. Der ist nämlich bei Asterix explodiert. Um ehrlich zu sein die Wurstwaren sahen gefährlicher aus! Wir sind im Süden der Insel, in der Nähe der Stadt Bonifaccio, die uns besonders gut gefällt. Ein malerischer Hafen und eine mittelalterliche Altstadt. Die Strände liegen in kleinen Buchten, glasklares Wasser. Feiner Sandstrand. Viele einladende Strandbars. Fantastisches Essen! Was uns weiter positiv aufgefallen ist: Es gibt keine Gucci und Prada Nobelboutiquen. Keine Hotelburgen. Und auch die üblichen Touristen-Tineff-Läden haben wir nicht gesehen.

Auch wenn es uns ausgezeichnet gefällt muss der weitere Urlaub geplant werden. Auf der Wunschliste stehen noch Rom oder Assisi. Die Wettervorhersagen sagen allerdings Temperaturen von fast 40 Grad voraus. Das ist uns definitv zu viel. Weil uns die Insel so gut gefällt beschließen wir auf Calvi im Norden noch einen mehrtägigen Stopp einzulegen. Um es kurz zu machen: Der Norden ist auch nicht zu verachten. Aber der Süden hat uns besser gefallen.

Nach weiteren 3 Tagen im Norden geht es über den bekannten Flugweg zurück nach Venedig.

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