Das Flugwetter am vergangenen Wochenende war absolut einzigartig. Im Sinne von: „Das ist in den letzten Jahrzehnten so nicht vorgekommen.“ Von Donzdorf starteten sechs Segelflugzeuge zu außergewöhnlichen Flügen.
Die Prognose war für beide Tage des Wochenendes ziemlich optimistisch, obwohl vorhergesagt wurde, dass die Thermik erst um die Mittagszeit beginnen würde. Das ist eigentlich zu spät, um große Dreiecke zu fliegen.
Am Samstag wurde dann auch erst gegen 12:30 Uhr gestartet. Die Segelflugpiloten ließen sich vom Schleppflugzeug nach Süden schleppen. Von Oppingen aus mussten sie im Segelflug noch weiter nach Süden bis nach Blaubeuren gleiten. Dort hatte sich starke Thermik entwickelt und die Flugzeuge konnten mühelos auf über 2.000 Meter steigen.
Dann begann der Spaß: Unter einer Wolkenstraße ging es in gerader Linie die Schwäbische Alb entlang bis zum Feldberg im Schwarzwald, wo die Wolkenbasis auf 2.700 Meter angestiegen war. Von dort aus flogen die Piloten nach Norden bis nach Pforzheim, wo die meisten umkehrten und auf dem gleichen Weg zurück flogen. Max Kollmar flog weiter in nordöstlicher Richtung bis auf Höhe Aschaffenburg, kehrte dort um und flog nach Südosten bis Querab Nördlingen. Über das Donautal und Ulm kam er wieder auf die Schwäbische Alb. Dieser flog er dann nochmal entlang bis nach Stetten am kalten Markt. Von dort aus machte er sich über Albstadt und Geislingen auf den Heimweg nach Donzdorf.
Vier Flüge wurden von den Piloten auf der Vergleichsplattform onlinecontest.org (OLC) eingereicht:
Pilot(en) | Flugzeugtyp | Flugstrecke | Durchschnittgeschwindigkeit |
Max Kollmar | Nimbus 4T | 867 km | 113 km/h |
Erold Wassermann
Rolf Wassermann |
ASH 25E | 618 km | 125 km/h |
Markus Völter | ASG 29E/18m | 600 km | 123 km/h |
Werner Funk |
Discus 2cT/18m | 474 km | 106 km/h |
Für Sonntag war ebenfalls gutes Flugwetter vorhergesagt, jedoch mit Tendenz zu Überentwicklungen und Schauern am Nachmittag. Im Flug zeigte sich dann, dass das Wetter an diesem Tag wirklich außergewöhnlich war: Über dem Donautal befand sich eine extrem lange und stabile Konvergenzlinie. Konvergenzlinien sind Gebiete zusammenfließender Luft in Bodennähe. Durch den lokalen Druckanstieg entstehen großflächige, langgezogene Gebiete aufsteigender Luft (siehe DWD.de). Für die Piloten stellte sich dieses Phänomen durch eine einzelne Wolkenstraße mitten im sonst blauen Himmel dar.
Unter dieser Wolkenstraße ging es mit Fluggeschwindigkeiten stellenweise jenseits von 230 km/h von Ulm bis nach Tuttlingen und wieder zurück. Beim zweiten Mal „die Alb nonder“ flogen Werner Funk, Markus Völter und Max Kollmar bis in den Schwarzwald zum Feldberg. Dort stieg die Wolkenbasis auf über 3000 Meter. Das konnte jedoch von den Piloten nicht ausgenutzt werden, da Segelflug oberhalb von Flugfläche 100 nicht gestattet ist.
Wieder „nauf“ ging es für Werner Funk bis nach Eichstätt, für Markus Völter bis nördlich von Ingolstadt. Max Kollmar schaffte es sogar bis kurz vor Regensburg. Gegen Nachmittag setzte dann die angekündigte Übereinwicklung zunehmend ein.
Auch am Sonntag wurden vier Flüge beim OLC eingereicht:
Pilot | Flugzeugtyp | Flugstrecke | Durchschnittgeschwindigkeit |
Max Kollmar | Nimbus 4T | 980 km | 146 km/h |
Markus Völter | ASG 29E/18m | 816 km | 150 km/h |
Werner Funk | Discus 2cT/18m | 758 km | 136 km/h |
Erold Wassermann | ASH 25E | 368 km | 138 km/h |
Insgesamt wurden beim OLC an diesem Wochenende 5.481 Flugkilometer von den Donzdorfer Piloten gemeldet.
Text: Daniel Frank / Markus Völter