„Was machst du im Urlaub?“ Diese Frage kennt wohl jeder und so wurde auch Max Kollmar von seinem Arbeitskollegen Andreas Lutz beim Flugzeugbauer Schempp-Hirth in Kirchheim nach seinen Urlaubsplänen in den Betriebsferien gefragt. Andreas hatte sich zum Segelflug-Wettbewerb in Dobersberg in Niederösterreich angemeldet und da Max keine anderen Pläne hatte, lies er sich kurzerhand ebenfalls zur Teilnahme überreden. In seinem Vater Wolfram hatte er schnell einen Unterstützer und Rückholer gewonnen und so wurde der Ventus c 17,6m angehängt und die knapp 600km Richtung Wien an die tschechische Grenze unter die Räder genommen.

Der kleine aber hochkarätig besetzte Wettbewerb wurde in 2 Klassen ausgetragen, darunter eine Grand-Prix-Klasse in der neben Max und Andreas auch Wolfgang Janowitsch, mehrfacher Staatsmeister, Weltmeister 2003 und dreimaliger Europameister, sowie weitere Mitglieder der schweizerischen und österreichischen Nationalmannschaften an den Start gingen. Für Max dagegen war dies der erste selber geflogene Wettbewerb und so wurde ihm viel Unterstützung von Andreas und Wolfgang zugesagt. Schließlich kennt man sich in der kleinen Fliegerfamilie über die Firma Schempp-Hirth.
Dieser Wettbewerb ist bekannt für das kameradschaftliche, familiäre Miteinander, das sich über die gesamte Woche vom 07. bis 15. August 2015 auch beim abendlichen regen Austausch der Flugerlebnisse zeigte.

Grand-Prix heißt, alle Flugzeuge bekommen gleichzeitig die Öffnung der Startlinie und gehen im sog. Regatta-Start auf die vorgegebene Strecke. Dieser seit ein paar Jahren sehr populäre Wettbewerbsstil ist besonders für Zuschauer interessant, da man beim Überflug über die Zielline gleich erkennt, wer gewonnen hat. Wobei genau das auch die Spannung ausmacht, denn wie der Verlauf des Wettbewerbes zeigen sollte, war das nicht immer mit bloßem Auge erkennbar.

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Die erste Aufgabe hatte es gleich in sich: 341 km von Dobersberg nach Regen im Bayrischen Wald, ein Alptraum für die Rückholer bei evtl. Außenlandungen am entferntesten Punkt. Aber wie fast die gesamte Woche, war das Wetter ein Segelfliegertraum, Wolkenuntergrenzen (Basis) der Cumuluswolken bis 3000 m und Steigwerte bis zu 5 m/s die teilweise durch „Dust-Devils“ sogar am Boden auf sich aufmerksam machten. Das sind Werte, die jeden Segelflieger aufhorchen lassen. Max jagte dann auch seinen mit Wasser vollgetankten Ventus in 2,5 Stunden um den Kurs und setzte mit 136,58 km/h und dem ersten Tagessieg als Rookie gleich ein viel beachtetes Ausrufezeichen und verwies Andreas (136,53 km/h) und Wolfgang (136,04 km/h) haucheng mit Sekundenabständen auf die Plätze.

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OLYMPUS DIGITAL CAMERA Landung nach dem ersten Tagessieg

 

Ein Start nach Maß, doch die Butter wollte sich niemand vom Brot nehmen lassen und so entwickelte sich ein Wettkampf, der den Piloten bis zum Schluss alles abverlangte. Am 2 Wertungstag mit 300km fand sich Max als Tagesdritter auf dem Podest wieder und konnte so den Gesamtplatz 1 noch verteidigen.

Auch am 3. Tag flogen Max, Andreas und Wolfgang die knapp 322 km fast komplett im Teamflug, wobei Max auch hier, bei Abständen unter 1 km/h im geflogenen Stundenmittel, die Flugzeugnase auf der Zielline knapp vorne hatte. Durch eine falsche Druckeinstellung in seinem Streckenrechner bekam er aber 58 Strafsekunden und landete so doch nur auf dem 4. Tagesplatz. Ein Wettbewerb wird eben nicht nur in der Luft gewonnen oder verloren, jeder Fehler wird sofort bestraft.

Der 4. Tag brachte dann ein Fotofinish im besten Grand-Prix-Gedanken. Wolfgang und Max lieferten sich um die letzten Wenden des 330-km-Parcours einen Kampf um jeden Meter, den Max im langen Endteil auf der Ziellinie um nur eine halbe Rumpflänge verlor. Die Erfahrung des Weltmeisters und knapp 50 Höhenmeter mehr an der letzten Wende, reichten auf den verbleibenden 22 km bis zum Ziel für diesen denkbar knappen Vorsprung. Die Zuschauer und Rückholer am Platz waren begeistert und Max merkte man selbst am Abend per WhatsApp noch das Adrenalin von diesem Flug an. Wolfgang überholte Max damit auch in der Gesamtwertung um einen Punkt.

Das fliegbare Wetter hielt an und der Druck auf Max steigerte sich enorm. Durchhalten war jetzt angesagt, denn jede Sekunde im Flug war entscheidend und so fanden am 5. Tag die anderen Mitbewerber deutliche bessere Linien über die 245 km lange Aufgabe. Der 7. Tagesplatz brachte zwar noch Punkte und der 2. Gesamtplatz hielt noch, das Feld rückte aber eng zusammen und die Abstände lagen jetzt im Punktebereich.

Das gewohnte Bild am 6. Tag, Andreas vor Max und Wolfgang auf den Plätzen 3, 4 und 5 wieder mit Abständen von wenigen Sekunden zueinander. Die 275 km absolvierten zwei andere Piloten aber besser und so schob sich Andreas Sandhöfner an Max vorbei auf den 2. Platz.

Der 7. Flugtag in Folge und Max traf seine erste echte falsche Entscheidung, die ihm durch eine Außenlandung am Platz seinen ersten 0-Punkte-Tag und einen „Absturz“ in der Gesamtwertung auf den 6. Platz bescherte. So eng liegen Freud und Leid im Wettbewerb beieinander. Dieser Abend war geprägt von viel Aufbauarbeit via WhatsApp. Zweifel am eigenen Können mussten beseitigt werden, Rückbesinnung auf die eigenen Stärken waren gefragt. Schon einen Tagessieg hatte Max hergeschenkt, als er im Funk auf Wolfgang gehört hatte, der ihn fragte, warum er denn so weit vom Kurs weg fliegen würde. Dabei hatte Max seinem Stil folgend eine schöne Wolke angesteuert, von der er dann kurz vorher durch diesen Funkspruch beeinflusst abgedreht hatte. Der spätere Tagessieger, der Max hinterher geflogen war, lies sich nicht beirren, fand unter dieser Wolke 4 m/s Steigen und flog als erster über die Ziellinie. So lautete denn auch der einhellige Rat: Flieg locker und entspannt deinen eigenen Stil!

Genau das beherzigte Max dann auch am letzten Tag und flog ohne Funkkontakt zu den Anderen seinen eigenen Stil. Schon in der Webcam sah man ihn deutlich eher am Hänger stehen und als kurz darauf die Wertung online ging, war es Gewissheit: Max hatte seinen 2. Tagessieg mit deutlichem Abstand eingeflogen!
Die mit 121 km relativ kurze Strecke am 8. Wertungstag erforderte Fliegen ohne Fehler und das gelang Max am besten.

Eine Woche Fliegen ohne Pause, zwei Tagessiege und der fliegerische Vergleich und der Erfahrungsaustausch mit Weltklassepiloten, damit ging ein Wettbewerb der Superlative für Max zu Ende.

 

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Siegerehrung

Wir gratulieren ihm zu dieser Leistung und dem etwas undankbaren, aber hochverdienten 4. Gesamtplatz!
Dobersberg TAL 2015 ist Geschichte, die Geschichte in Zahlen aber können Interessierte hier nachlesen:
https://www.soaringspot.com/de/dobersberg-tal-2015/

Wer „live“ nachempfinden möchte wie knapp die Piloten Flügel an Flügel bei Geschwindigkeiten oft jenseits der 200 km/h-Marke die Aufgaben bewältigt haben, kann dort auch die IGC-Dateien herunterladen und in einem geeigneten IGC-Viewer ablaufen lassen und mitfliegen.

Wer jetzt Lust auf´s Fliegen bekommen hat, kann sich gerne bei uns melden. Die Piloten der Fliegergruppe Donzdorf stehen gerne bei allen Fragen und für Schnupperflüge zur Verfügung.

Kategorien: Segelflug