Wir haben auf dem Messelberg eine neue „Bewohnerin“, eine wunderschöne und nagelneue Pitts Model 12. Die kleinen, leicht knubbeligen Kunstflug-Doppeldecker von Pitts aus der Special Serie kennt wohl jeder von Flugtagen und (vor allem früher) von Kunstflugwettbewerben. Die Model 12 ist etwas weniger bekannt, nur um die 60 Stück fliegen weltweit. Sie ist etwas größer und hat dementsprechend auch ein größeres Triebwerk, den russischen Vedeneyev M14P. Das gute Stück ist ein 9-zylindriger Sternmotor mit 360 PS – und dem entsprechenden Sound.
Eine weitere Besonderheit der D-EJKN: die Besitzer haben sie sich in drei Jahren und 4600 Stunden selbst gebaut. Steffen Keppler, Clemens Nitschke, Benjamin Bremer und Steffen Jenter sind langjährige Flieger und die ersten drei machen das auch beruflich auf „Big Iron“. Die ursprüngliche Idee mal nicht nur Modellflugzeuge, sondern auch mal ein „richtiges“ Flugzeug zu bauen kam von Steffen Jenter. Es sollte ein Flugzeug sein, dass doppelsitzig und kunstflugtauglich ist. Und mit dem man (dankenswerterweise :-)) auch hin und wieder Segelflieger schleppen kann. Bei all dem Aufwand sollte es dann auch etwas Besonderes sein, etwas das es nicht so häufig gibt. Die Pitts Model 12 passte in dieses Schema.
Kurz bevor Steffen Keppler in die USA fliegen wollte um sich dort einen zum Verkauf angebotenen Bausatz einer Pitts Model 12 anzuschauen, kamen die vier in Kontakt mit Dieter Haag. Der baute vor 15 Jahren selbst eine Model 12 und ein Freund von ihm hatte ebenfalls einen angefangenen Bausatz im Rohbau rumliegen. Den er verkaufen wollte! Steffen: „Diese Kombination war für uns wie ein Sechser im Lotto, da uns Dieter angeboten hatte uns beim Bau zu unterstützen wenn wir mal nicht weiterkommen. Ohne sein Know-how und seine Unterstützung hätten wir uns teilweise sehr schwer getan. Er war uns eine riesige Unterstützung.“
Das Team holte die ersten Teile im Januar 2017. Als Werkstatt konnten sie einen Teil der Omnibushalle von Steffen Keppler’s Vaters nutzen. Irgendwann vor ein paar Monaten tauchte dann auf dem Messelberg ein Rumpf mit großem Motor auf. Noch ohne Flügel. Eines Morgens waren auch die dran und man sah die Jungs immer wieder an der Maschine rumschrauben.
Vor einigen Wochen dann der Erstflug. Steffen Keppler erzählt:
Man macht sich natürlich Gedanken, ob alles funktionieren und das Flugzeug auch wirklich fliegen wird. Aber wenn man sich überlegt was so alles fliegt… warum soll gerade das Ding nicht fliegen? Das Wichtigste für mich war, dass der Motor sauber läuft und keine Probleme macht. Aber alle vorherigen Treibwerks-Tests waren soweit ohne Beanstandung.
Dann steht man irgendwann auf der Piste 09 und schiebt halt das Gas rein. Hilft ja nix. Und los gehts wie in einer Rakete. Die Triebwerksdaten waren alle im grünen Bereich und kurz danach waren wir auch schon in der Luft und sind mit ca. 2500 ft/min gestiegen (Anm. von Schogglad für die Segelflieger unter uns: das sind 13m/s!). In einer kontinuierlichen Rechtskurve sind wir wieder über den Platz, mussten dort auch schon die Leistung reduzieren, um nicht in den 5500ft-Sektor von Stuttgart einzufliegen. Daraufhin haben wir uns in sicherer Höhe von Flugplatz zu Flugplatz und Außenlandewiese zu Außenlandewiese nach Dinkelsbühl gehangelt. Wir hatten uns für die erste Landung in Dinkelsbühl entschieden, da wir dort einen Platz mit wenig Flugverkehr und einer langen, sehr ebenen Grasbahn hatten. Nach einer ausführlichen Kontrolle dort und noch ein paar Landungen in Dinkelsbühl und Aalen sind ging es dann am Folgetag wieder zurück nach Donzdorf.“
Wir möchten uns bei Allen bedanken, die uns bei diesem Projekt unterstützt haben und auch bei der Fliegergruppe Donzdorf, die uns so herzlich aufgenommen hat. Wir fühlen uns auf dem Messelberg sehr wohl!
Wir wünschen der Pitts und ihren Piloten viel Spaß beim Fliegen. Auf das Angebot mit dem F-Schlepp werden die hiesigen Segelflieger sicher zurückkommen – 10 m/s im Schlepp muss man schon mal erleben!